Gekrümmte Finger - Was steckt dahinter?

Dupuytren´sche Erkrankung

von Jacqueline Heß

Mit zunehmendem Alter krümmen sich bei einigen Menschen die Finger unwillkürlich immer mehr nach innen, sodass sie diese nicht mehr richtig strecken können. In vielen Fällen lautet die Diagnose: Dupuytren´sche Erkrankung. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Ambulanz„Die Dupuytren-Krankheit ist eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche. Dabei bildet sich - meist im beweglichen, weichen Bereich in der Nähe der Fingergrundgelenke - ein gutartiger Tumor, der im Lauf der Zeit die Streckung der befallenen Finger behindert. Die Erkrankung tritt im mittleren Lebensalter auf, es sind zu 85% Männer betroffen. Die Ursache ist meist eine Stoffwechselschädigung.  Aufgrund dessen sollte man als Ursache für den Mobus Dupuytren eine Leberschädigung, eine Zuckererkrankung oder eine Schilddrüsenerkrankung ausschließen lassen oder ggf. bei einer vorliegenden Stoffwechselerkrankung eine medikamentöse Einstellung durch den Hausarzt vornehmen lassen. Auch Rauchen hat sich als ungünstig für den Verlauf des Morbus Dupuytren herausgestellt. Daneben gibt es eine starke familiäre Häufung“, so Dr. Margit Rudolf, Oberärztin der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg.

Charakteristisch für die Erkrankung ist das Auftreten von tastbaren Knoten und Strängen an der Innenfläche der Hand. Meist sind der vierte und fünfte Finger (Ringfinger und kleiner Finger) betroffen. Ein schubweiser, über mehrere Jahre dauernder Krankheitsverlauf ist typisch. Die wachsenden Stränge können schließlich dazu führen, dass der Finger nicht mehr gestreckt werden kann (Einziehungen mit Versteifung, Streckdefizit, Beugekontraktur). In diesem Stadium spricht man dann von der Dupuytrenschen Kontraktur oder Kontraktion. Der individuelle Verlauf ist von Patient zu Patient sehr verschieden und kaum vorhersagbar. Dr. Rudolf: „Die Erkrankung kann zum Stillstand kommen, aber auch so weit vorschreiten, so dass sich die Patienten mit großem Funktionsverlust dann zur operativen Versorgung entschließen. Dabei findet eine operative Entfernung des gesamten befallenen Gewebes statt, eine sogenannte offene Fasziotomie. Hierbei sollte nicht zu früh operiert werden, sondern erst wenn es bereits zu beginnenden Streckbehinderungen der Finger (45°) gekommen ist oder wenn starke Schmerzen bestehen. Injektionen von bakteriellen Collagenasen (Enzym), die die narbigen Stränge auflösen, sind erst im Versuchsstadium. Eine Option ist die Handinnenflächenbestrahlung mit Röntgenstrahlung. Diese kann jedoch nur in sehr frühen Stadien das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.“ Bei der Dupuytren'schen Kontraktur werden verschiedene Stadien unterschieden, abhängig vom Streckdefizit (Kontraktur), welches als Abweichung von der Normalstellung gemessen wird.

Dupuytren´schen ErkrankungKomplikationen nach einer OP können dabei oberflächliche Wundheilungsstörungen und Blutergüsse sein. Selten kann eine Bewegungsstörung der ganzen Hand begleitet von schwerwiegenden Schwellungen und erheblichen Entkalkungen der Knochen auftreten. Weiterhin kann es durch die Ruhigstellung zu einer Einschränkung der Beweglichkeit im Handgelenk und in anderen Fingergelenken kommen. Dies ist jedoch nach physiotherapeutischer Behandlung schnell zu beherrschen.

Die Krankheit ist bisher nicht grundsätzlich heilbar. Eine Behandlung zielt deshalb auf ein Aufhalten des Krankheitsfortschritts oder auf eine Verbesserung der Handbenutzung. Da die Krankheit gutartig ist, stellt sie keine Lebensgefahr dar, sondern eine Einschränkung der - wichtigen - Handfunktion. Wichtig: Nicht alle Patienten, die Symptome der Dupuytrenschen Krankheit haben, müssen behandelt werden. Im höheren Alter wachsen die Knoten meist sehr langsam und stellen bei vielen Patienten keine größere Behinderung dar.

Foto oben: Beratung finden Betroffene mit der Dupuytren´schen Erkrankung in der Ambulanz der Orthopädie.

Foto unten: Hand vor und nach der OP

Fotos: Universitätsklinikum Magdeburg

Letzte Änderung: 01.03.2018 - Ansprechpartner: Webmaster